Abiturrede
Liebe Lehrer, liebe Eltern, liebe Mitabiturienten, liebe Gäste,
Astrid Lindgren sagte einmal: „Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie die anderen Menschen.“ Ja – ich glaube diese Freiheit haben wir während unserer gesamten Schulzeit wirklich gelebt.
Von Anfang an waren wir anders. Nicht nur weil wir uns damals mit 14 Schülern und einen Raum eine Schule genannt haben, sondern weil wir fest davon überzeugt waren, Schule und das Lernen in dieser, kann auch anders sein, also lustiger, zwangfreier und kreativer.
Man sagt, wer glücklich sein will, braucht Mut. Die Menschen, welche sich 2012 zusammengetan haben und diese Schule mit uns gegründet haben, wollten wohl sehr glücklich sein. Ich meine, zunächst allein auf uns zu setzen, war einfach echt mutig! Und siehe da, das Mutigsein hat sich gelohnt, denn sonst könnte ich heute nicht vor Ihnen stehen und die erste Abiturrede des Christlichem Gymnasiums Rudolf Stempel halten.
Wenn wir sieben Jahre zurückblicken, ist es unvorstellbar, dass aus 14 Schülern fast 150 geworden sind und aus einem Raum ein ganzes Haus! Doch ich kannmit Stolz sagen, yes we can and yes we did!
Mit einem Lächeln schaue ich auf die Zeit zurück, als wir in Klasse 5 an einer Lagerfeuerstelle Musikunterricht gehalten haben oder Stunden über Stunden das Thema „Bieber“ behandelt haben. Oder als wir gegen unseren ersten Geographielehrer Herrn Lohr Volleyball gespielt haben und da wir gewannen, von ihm zum Döneressen eingeladen wurden. Könnt ihr euch noch daran erinnern, wie wir gemeinsam über die Elbe gepaddelt sind, uns in Mansfeld von der Burg abgeseilt haben und früh um fünfUhr mit einem Reisebus nach Frankfurt gefahren sind, um den Sonderpreis von UNICEF zu erhalten? Oder als wir in Berlin mit ZDF einen Film drehten und den Politikern so richtig auf den Zahn fühlten? Ich könnte noch so viele, unvergessliche Momente aufzählen, doch das würde den Rahmen sprengen. Fakt ist, all das hätten wir nicht erleben können, wenn Sie als unsere Lehrer und Lehrerinn und ihr als unsere Eltern uns nicht die Freiheit dazu gegeben hättet.
Ich muss zugeben, manchmal haben wir diese Freiheit nicht richtig genutzt, ich sage nur: Lernbüro, doch letztendlich haben wir unser Ziel erreicht!
Das Ziel erreicht zu haben, heißt nicht, dass an dieser Stelle Freundschaften enden. Wir haben uns gegenseitig eine lange Zeit begleitet und wurden gemeinsam auf die Probe gestellt, indem wir die erste Klasse waren, die ihre gesamte Schullaufbahn an unserer neu gegründeten Schule durchlaufen haben. In uns wurde wahnsinnig viel Kraft seitens der Pädagogen gesteckt. Das haben wir zu jedem Zeitpunkt realisiert, das hat uns den Rücken gestärkt und uns zu tollen Prüfungsleistungen beflügelt.
Natürlich haben wir gemeinsam bis zum Schluss gemeinsam gezittert – insbesondere bei den meisten von uns wegen Mathe. Aber ich bin überzeugt, dass uns all die schönen und schwierigen Momente haben unheimlich reifen lassen – und nicht nur einen jeden von uns, sondern eben auch unsere Beziehungen untereinander. Wir sind eng aneinandergerückt und haben das Ganze gemeinsam gerockt! Auch wenn sich unsere Wege jetzt trennen, werden sie sich wieder kreuzen, spätestens zum Tag der Sachsen ? Freundschaft bedeutet nicht Unzertrennlichkeit, sondern getrennt sein zu können, ohne dass sich etwas ändert. Und bei unserer oft schon 12-jährigen Freundschaft bin ich mir sicher, dass dies der Fall ist.
Für uns endet diese Reise der Schulbildung hier. Wir sind für jeden Menschen dankbar, der uns bei dieser Reise begleitet hat. Auch wenn viele Passagiere zu- und ausgestiegen sind, so ist das doch etwas, was gerade diese Anfangszeit einer Schulgründung ausmacht und prägt.
Ein besonderer Dank gilt den Menschen, die immer an uns geglaubt haben und uns und dieser Schule vertraut haben: unsere Eltern. Ich bin wirklich dankbar, dass ihr keine Helikopter- oder Rasenmähereltern gewesen seid und uns somit genauso viele Freiheiten zugestanden habt, wie wir sie für eine gesunde Entwicklung unserer Persönlichkeit gebraucht haben und ebenso viele, dass unsere Schule uns als ganzen Menschen gut bilden konnte. Danke, dass ihr uns habt laufen lassen, dass wir hinfallen durften und – wenn wir beim Aufstehen Hilfe brauchten – diese erhalten haben. Ich bin mir sicher, dass ihr mindestens so wie wir erleichtert seid, dass wir heute alle gemeinsam diesen Tag feiern können. Doch freut euch nicht zu früh: das nächste Abenteuer steht gewiss vor der Tür ?
Darüber hinaus wollen wir uns ganz herzlich bei unseren Lehrern bedanken –bei allen, die uns auf diesen Weg begleitet haben. Angefangen bei Frau Österreicher und Frau Naundorf, welche uns mit Zuversicht in der Übergangsphase ins Gymnasium begleitet haben. Danke auch an alle Lehrer, die wir aus der Rente wieder herausholten und die uns dann doch noch ein paar Jahre unterrichteten. Insbesondere sind da Herr Lohr und Frau Pupke zu nennen. Wäre unsere Frau Pupke nicht gewesen, würden hier einige Schüler nicht stehen, denn sie hat es geschafft, selbst den mathematischen Musketieren etwas beizubringen und dafür können wir einfach nur danken. Ein großer Dank gilt ebenfalls Herrn Rückert, der jahrelang als Klassenlehrer den Klassenzusammenhalt gestärkt und sichergestellt hat. Ein ganz besonderes Dankeschön möchten wir an Frau Prof. Dr. Tellisch richten. Auch wenn einige Schüler unter uns den „Club der roten Ränder“ gebildet haben undsie sicherlich auch mal verzweifelt lassen haben, sind wir dankbar, dass Sie nie die Hoffnung in uns aufgegeben haben. Frau Tellisch hat niemals Mühe und Zeit gescheut. Sie hatsowohl uns als auch diese Schule mit Herz, Hand und Verstand begleitet und aufgebaut, Dankeschön! Wir bedanken uns bei allen Lehrern, die uns während der heißen Phase des Abiturs begleitet haben und wir hoffen, ihr vergebt uns das verspätete Abgeben von Klausurblättern oder das von falschen Klausurblättern ?
Zuletzt möchten wir dem Trägerverein und natürlich unserer Geschäftsleitung Diana Ulbricht danken. Ohne Euch hätten wir kein fast vollkommen eigenes Schulhaus gehabt und keine so gute Ausstattung, welche uns das Lernen erleichtert hat. Auch wenn wir es schade finden, dass erst nach unserem Abgang die hoch innovative Technik ausgepackt wird, freuen wir uns, dass ihr weiterhin in ein fortschrittliches Lernen investiert.
Liebe Mitabiturienten, ich wünsche euch auf eurem weiteren Werdegang viel Mut! Mut zur Veränderung, neue Brücken zu bauen, alte Pfade zu verlassen und neue Wege zu gehen. Wir alle haben schon so einige Herausforderungen gemeistert, ich bin mir sicher, ihr werdet die kommenden genauso gut meistern! Nutzt eure neu gewonnene Freiheit! Nun ihr Rösschen, lasst uns feiern! Für uns heißt es jetzt auch musikalisch: Es ist Zeit zu gehen.